Digitales Storytelling: Neue Ideen für das Webdesign

Bild: Christian Schnettelker on flickr.com, CC BY 2.0

Unternehmen, die Geschichten erzählen wollen, müssen auch punkto Webdesign umdenken. Wir haben Beispiele für gelungenes Storytelling im Web gefunden.

Websites versorgen die User auf möglichst effiziente Art und Weise mit Informationen. Was aber, wenn man im Web Geschichten erzählen möchte? Geschichten erzählen ist nicht «effizient». Geschichten wollen entdeckt werden, man kann sich darin verlieren. Der Erzähler nimmt einem mit auf eine Reise, aber die Geschichte ist jedes mal ein wenig anders. Geschichten wollen erlebt werden.

Die Frage ist, ob «herkömmliches» Website-Design diesen Anforderungen gerecht wird. Lässt sich digitales Storytelling nach diesen Grundsätzen optimal umsetzen? Vermutlich nicht: Ein Website-Besuch bei einem Reisebüro, einem Weinhändler oder einem Transportdienstleister ist eine «Lean forward»-Angelegenheit: Der User hat ein klares Ziel und will möglichst rasch dahin gelangen. Umwege und Ablenkungen stören.

Geschichten hören ist «lean back»

Geschichten zu hören und zu sehen ist dagegen «Lean back». Man lässt sich auf die Geschichte ein, ohne genau zu wissen, was man am Ende davon hat. Die Geschichte bietet Raum zum Entdecken, sie hat spielerische Aspekte und man lässt sich ein wenig darin treiben. Geschichten, und das ist seit Jahrtausenden ihre Aufgabe, sollen Gefühle wecken. Und dafür braucht es Platz.

Wir haben zusammen mit Kollegen Beispiele zusammengetragen. Ihnen allen ist zu eigen, dass sie auf viele klassische Webdesign-Elemente verzichten, einige Grundregeln sogar verletzen. Aber sie werden damit dem Ziel, die Geschichte zu erzählen, besser gerecht. Nachdem grosse Medienhäuser erste Experimente wagten, tauchen diese Web-Umsetzungen vermehrt im kommerziellen Umfeld auf: Firmen nutzen diesen Weg, um ihre Corporate-Storytelling-Strategien umzusetzen, um Werte zu vermitteln und etwas über die reine Information hinaus zu vermitteln.


World of Swiss – eine Entdeckungsreise

Mirko Mandić, Group Head Digital Marketing bei Yourposition AG meint dazu: «Überzeugendes Storytelling, konsistente Grafik und Design im Dienste der Botschaft (und Spass macht die Seite auch noch).»

Screenshot: world-of-swiss.com/de

«Als jemand, der im Herzen (noch) SEOler ist, tue ich mir mit One Page Websites eher schwer. Die Microsite der SWISS begeistert aber auch mich, da sie Single Page Design nicht als Selbstzweck begreift sondern inhaltlich schlüssig zur Illustration des Markenkerns benutzt.»

 


Snow Fall – The Avalanche at Tunnel Creek

Patrick Federi, Project Leader bei Escapenet GmbH meint dazu: «Auch wenn die Seite mittlerweile drei Jahre alt ist und diese Art Storys zu erzählen x-Mal kopiert wurde, ist dies für mich immer noch die perfekte Umsetzung.

Screenshot: nytimes.com/projects/2012/snow-fall/

«Snow Fall, ein Artikel über den Lawinenniedergang am Tunnel Creek, ist das perfekte Zusammenspiel aus Text, Videos, Bildern und Audio-Elementen wie ich es bis ins Jahr 2012 im Internet noch nicht gesehen hatte.

Die Seite wirkt dank dem zurückhaltenden Einsatz der Multimedia-Elemente sehr aufgeräumt und führt mich ohne Ablenkung durch den Text. Der Einsatz der aus der Zeitung gewohnten Serifenschrift macht den Artikel gut lesbar und gibt mir den Eindruck eines professionell geschrieben Artikels. Mir gefällt insbesondere das Zusammenspiel zwischen dem Text und den Grafikelementen die sich beim Scrollen an die Textposition anpassen. Die im Artikel beschriebene Skiabfahrt vom Tunnel Creek wird so perfekt interaktiv visualisiert.»

 


ala [illustration screendesign code] – Corporate Website

Samuel Raymann, Interaction Designer bei Raymann Design meint dazu: «Die Seite ist klein gehalten, aber fein – so gibt es in jedem Abschnitt etwas zu entdecken.

Screenshot: ala.ch

Beim ala.ch gefällt mir die Liebe zum Detail bei der Gestaltung und Umsetzung ganz besonders. Die einzelnen Projekte des Portfolios können durch scrollen auf spielerische Art erkundet werden. Unbedingt anschauen und dem weissen Hasen folgen.»

 


KEINE ZEIT FÜR WUT – Vier Schicksale zwei Jahre nach «Fukushima»

Olivia Menzi, Partner bei tinkla GmbH meint dazu: «Ein unfassbares Unglück, welches die Welt erschütterte, Diskussionen aufbrachte und wie so oft innerhalb weniger Wochen und Monate wieder aus unserem Leben verschwindet, wurde hier in einer sehr anschaulichen Art aufbereitet.»

Screenshot: fukushima.nzz.ch

«Die Umsetzung kommt einfach und schlicht daher. Sie bietet den vier Geschichten und den dazugehörigen Hintergrundinformationen den notwendigen Platz, ohne vom Inhalt abzulenken. Zudem wird mir als Leser die Möglichkeit geboten, selbst zu entscheiden, in welcher Reihenfolge ich mich dem Inhalt nähern möchte.»


 

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